Mit der Zeitmaschine in die grüne Zukunft - die sechste StadtSafari von ambuzzador

Wir verwenden das Wort Müll nicht. Wir sagen: Das, was Andere nicht mehr benötigen”, eröffnete Andrea Kessler die StadtSafari, die wir dieses Mal bei den materialnomaden verbringen durften. Andrea Kessler ist die Gründerin der materialnomaden, die mit dem Einsatz von re:use Material die Lebensdauer von Baumaterialien verlängern und dabei noch global Ressourcen sparen. Dabei kümmern sie sich um den Gebäuderückbau sowie die Material-Lagerung. “Früher wurden Häuser gebaut, um über mehrere Jahrhunderte zu überdauern - schaut man sich die ersten Wiener Gebäude an, wurden diese in den 1890er Jahren erbaut. Heutzutage werden teilweise Gebäude mit einer Lebensdauer von nur noch fünf bis 10 Jahren errichtet” erklärte Andrea.

Pionierarbeit in Wien

Die Idee dazu ist Andrea 2010 auf einem Recycling-Design-Festival in Warschau gekommen. Dort wurde eine holländische open-source-Plattform vorgestellt, auf der man weltweit bereits genutzte Materialien einsehen kann; welche bereit sind, um weiterverarbeitet zu werden. Die Inspiration nahm Andrea mit nach Wien und verkauft nun im re:store bereits genutzte Bauteile und - Materialien aus Rückbauprojekten online sowie im popup:store direkt vor Ort.

Zusammen mit ihrem Team arbeitet sie aber auch ganz konkret an neuen Projekten und ist als Consultant im Bauwesen tätig. Das Circular House “lena” zum Beispiel besteht aus mindestens 60-70% wiederverwendbaren Materialien: So stammt das Holz vom Nord-West-Bahnhof und die Hausverkleidung besteht zum Teil aus Deckenpanelen alter S-Bahnen. Dadurch kann eine Menge CO2 eingespart und ressourceneffizienter Materialeinsatz gefördert werden. “Neue Pläne malen wir nicht auf weißem Papier - sondern wir schauen, was wir an Material schon da haben und was zusammenpassen könnte” erklärte Andrea im alten Vereinslokal von SIEMENS, dessen Freizeiteinrichtung von den materialnomaden übernommen wurde.

Wir bauen uns eine Zeitmaschine

Nach der Einführung durch Andrea ging es ans Eingemachte: im Materialhof sollte jede:r Teilnehmer:in sich ein besonderes, bereits gebrauchtes Stück aussuchen - Rosine genannt - welches geeignet ist, um es später für einen anderen Zweck wiederzuverwenden. Der Haken dabei: Niemand wusste, wofür der Gegenstand später gebraucht werden sollte.

Wieder angekommen, eröffnete uns Stefan von ambuzzador die wahnsinnige Aufgabe: Aus den gefundenen Materialien sollte eine Zeitmaschine gebaut werden, mit der wir in eine nachhaltige Zukunft fliegen sollen. Aus den Gegenständen wurde also eine Steuerung, ein Navigationsgerät, eine Funkeinheit, ein Messinstrument, eine Kabine und ein Antrieb gebaut.

Alle Teilnehmer:innen waren happy, als die Maschine von der Konstrukteurin abgenommen werden und alle gemeinsam rückwärts in die grüne Zukunft fliegen konnten. Im Jahr 2073 stellten wir uns die Fragen: Wie wurde die Klimakrise abgewendet? Wie ist es uns gelungen, nachhaltiger zu leben und vor allem im Einklang mit der Natur ressourcenschonend zu leben?

Während die Gedanken sprudelten, wurde ziemlich schnell klar: Im Jahr 2073 braucht es jede:n Einzelnen. Alle haben mitgemacht, jede:r ist als Teil der Gesamtheit mitgegangen und hat seinen Beitrag geleistet. Ob als Kund:in oder als Bauherr:in, alle waren motiviert, neue Wege einzuschlagen. Dadurch haben wir es geschafft, Betonwüsten und übermäßigen Food-Waste abzuschaffen und eine Community des Teilens zu erschaffen, in der es viel weniger Eigentum gibt.

Den Wirtschaftskreislauf sprengen

Alle Teilnehmer:innen waren sich schnell einig:

  • Das Wirtschaftssystem muss sich jetzt schon ändern, damit wir auch 2073 noch einen gesunden Planeten vorfinden.

  • Bereits bei dem Entwerfen von neuen Produkten muss Verantwortung übernommen und an die End-of-Life-Phase gedacht werden.

  • Unsere Nutzungsgegenstände müssen darauf reduziert werden, was wir brauchen und nicht darauf, auf was wir uns einbilden, zu brauchen.

  • Wir sollten darüber nachdenken, Produkte nicht mit Geld zu bewerten, sondern mit der Geschichte, die hinter dem Produkt steht.

  • Statussymbol sollte nicht das Besitzen von Markenklamotten sein, sondern Gegenstände upzucyclen - denn das bedeutet, dass man kreativ ist und dass man nachhaltig handelt.

  • Insgesamt, da waren sich alle einig, sollten wir zu unseren elementarsten Bedürfnissen zurückkehren. Die Konzentration auf das, was wirklich zählt im Leben, muss jetzt und in Zukunft eine zentralere Rolle spielen. “Durch die Globalisierung finden Prozesse leider jenseits des ökologischen Ressourcenverbrauchs statt”, bestätigt auch Andrea Kessler.

Durch die StadtSafari haben wir gemerkt, dass die Wirtschaft noch nicht dafür ausgelegt ist, interdisziplinär im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu wirken. Durch die materialnomaden wurden wir aber sensibilisiert, die gebaute Umwelt als vorhandene Ressource zu sehen und als enormes Potenzial anzusehen.

Wenn auch Du Deine Stadt auf eine nachhaltige Art und Weise entdecken möchtest und dabei spannende soziale Projekte und Unternehmen kennenlernen willst, dann melde dich jetzt zur nächsten StadtSafari von ambuzzador an!

Hier geht es zum nächsten Termin. Sei dabei und trage zu einer nachhaltigen Zukunft bei!

Was haben wir von dieser StadtSafari mitgenommen? 

  • Ein Perspektivenwechsel führt zu neuen Ideen

  • Man lernt Menschen kennen, die Dinge bereits anders tun

  • Man schöpft neue Kraft für den Alltag, wenn man neue Eindrücke sucht

Neue Inspiration findet man überall

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Das Zeitalter der (sozialen) Nachhaltigkeit - die fünfte StadtSafari von ambuzzador